Die Verband St.Galler Gemeindepräsidien (VSGP) und der Kanton St.Gallen haben jüngst die politischen Leitlinien für die Gestaltung der Alterspolitik neu justiert. Es resultierten die vom Kanton und den Gemeinden gemeinsam erarbeiteten «Gestaltungsprinzipien der Alterspolitik» sowie das «Zielbild integrierte Angebotsgestaltung im Altersbereich». Diese beiden Grundlagenpapiere aus den Jahren 2022 und 2023 zeichnen vor, wohin die Reise im Bereich der Alterspolitik beziehungsweise im Bereich der von der öffentlichen Hand gesteuerten Altersarbeit in Zukunft gehen soll. Als Pro Senectute stellen wir erfreut fest, dass diese von der Politik definierten Leitlinien sich mit unseren Vorstellungen einer funktionierenden, bedarfsgerechten Grundversorgung im Altersbereich absolut decken und dass unsere Dienstleistungen sich passgenau in diese alterspolitischen Überlegungen einbetten.
Gefordert sind nun die Gemeinden, die notwendigen Schritte zur Umsetzung des angestrebten Zielbildes in die Wege zu leiten. Auch die etablierten Organisationen der Altersarbeit im Kanton, die sich in der Fachvereinigung Altersarbeit St.Gallen (FASG) zusammengeschlossen haben und zu denen nebst Pro Senectute auch der Spitex Verband SG I AR I AI, Curaviva St.Gallen und das Schweizerische Rote Kreuz Kanton St.Gallen gehören, haben sich der Frage gestellt, wie sie sich positionieren wollen. Die FASG unterstützt mit Überzeugung die von der Politik vorgegebene alterspolitische Stossrichtung. Sie identifiziert Lücken, die man schliessen sollte, und ist bereit, selbst Verantwortung zu übernehmen. Die FASG beziehungsweise die in ihr vertretenen Organisationen wollen auf lokaler, regionaler und kantonaler Ebene Partner sein und ihr Wissen sowie ihre Erfahrung in der Altersarbeit den verantwortlichen Stellen gerne zugänglich machen.
Wesentliche Elemente einer integrierten Angebotsgestaltung, also der integrierten (Grund-) Versorgung im Altersbereich, sind entsprechende Leistungserbringer und Angebote sowie eine funktionierende Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den massgebenden Akteuren. Damit die Menschen im Alter möglichst selbstbestimmt leben und unter guten Bedingungen alt werden können, damit Angebote und Dienstleistungen im ambulanten und stationären Bereich gut aufeinander abgestimmt sind und damit dem Informations- und Beratungsbedürfnis der Seniorinnen und Senioren wie auch deren Angehöriger begegnet werden kann, sind weitere Entwicklungsschritte nötig. Zentral wird dabei sein, dass die verschiedenen Leistungserbringer gut zusammenarbeiten und das erforderliche Netzwerk aktiv koordiniert wird.
Pro Senectute Kanton St.Gallen als zentraler Akteur und Netzwerk-Koordinator
Pro Senectute gilt bereits heute als die Anlaufstelle für Altersfragen im Kanton. Die Gemeinden (fast alle) finanzieren diese Anlaufstellen zusammen mit dem Bund. Pro Senectute ist deshalb bereits jetzt eine zentrale Akteurin im Netzwerk, und sie hat das Potential und die Bereitschaft, die Netzwerk-Koordination im Auftrag der Gemeinden respektive einer Region selbständig oder gemeinsam mit anderen Partnern zu übernehmen.
Pro Senectute steht ein für das Alter in all seinen Facetten. Unsere Organisation will auch in Zukunft aktiv mitwirken, dass «gutes Alter(n)» für alle Menschen im Kanton selbstverständlich ist.
Fast in allen Bereichen deutlich mehr Dienstleistungen
Die rund 100 Fachmitarbeitenden und 2000 Sozialzeitengagierten, die bei Pro Senectute und ihren sechs Regionalstellen tätig sind, erbrachten 2024 in fast allen Bereichen erneut mehr Dienstleistungen. Es sind beeindruckende Zahlen, die belegen, wie wichtig Pro Senectute ist, z.B. im Bereich der Hilfen und Unterstützung zu Hause, als die Anlaufstelle für Altersfragen, der Beratung oder im Kurswesen. Unsere bedarfsorientierten Leistungen werden jährlich wachsend nachgefragt und sind heute und in Zukunft von grosser Bedeutung für Seniorinnen und Senioren, Angehörige, Netzwerkpartner und die Gemeinden.
Dank und Anerkennung
An dieser Stelle will ich es nicht unterlassen, den vielen bei Pro Senectute engagierten oder mit ihr zusammenarbeitenden Menschen und Instanzen ganz herzlich zu danken. Dieser Dank gilt namentlich:
Renato Resegatti
Präsident des Stiftungsrates
Pro Senectute leistet einen wesentlichen Beitrag zur Grundversorgung im Alter. Deshalb müssen unsere Dienstleistungen für alle zugänglich sein. Das wiederum zwingt uns, dass wir unsere Dienstleistungen effizient und kostengünstig erbringen, so dass sie für alle Beteiligten tragbar sind.
Viele Menschen – durchaus auch junge – kennen Pro Senectute oder haben schon von ihrer Tätigkeit gehört. In vielen Familien spielt Pro Senectute irgendwann während einer gewissen Zeit eine Rolle für die Menschen im Alter selbst, für ihre Söhne und Töchter oder für andere Angehörige. So ist Pro Senectute in vielen Familien präsent. Präsenz führt zu Bekanntheit.
Die Bekanntheit allein aber wäre wertlos, könnte Pro Senectute nicht gleichzeitig von einem grossen Vertrauensbonus seitens ihrer Kundinnen und Kunden profitieren. Vertrauen ist wertvoll, und es wird jemandem entgegengebracht. Vertrauen muss man sich erarbeiten. Und das tut Pro Senectute durch die Arbeit und das Engagement ihrer Fachleute und der vielen Frauen und Männer, die sich im Sozialzeitengagement für Menschen im Alter einsetzen und dabei oft schon selbst das Erwerbsleben hinter sich gelassen haben.
Diese Bekanntheit und das Vertrauen sind ein Geschenk für uns als Organisation.
Grundversorgungsauftrag, der finanziert werden muss
Davon gelebt haben wir freilich nicht:
Pro Senectute erfüllt in unserem Kanton einen Grundversorgungsauftrag und finanziert sich aus vier Quellen: Kundinnen und Kunden, Bundessubventionen, Gemeindebeiträgen sowie Spenden und Legaten.
Die Finanzierungsquellen unterscheiden sich je nach Dienstleistung: So werden die Kosten für Hilfe und Betreuung (zum Beispiel für unsere Haushilfe) durch die Entschädigung seitens der Kundinnen und Kunden selbst sowie durch Beiträge der Gemeinden gedeckt. Unsere Informations- und Beratungsleistungen (beispielsweise die Sozialberatung) werden durch Bundessubventionen und Gemeindebeiträge finanziert. Dem Bereich Begegnung und Austausch (etwa für unsere Kurse) werden die finanzielle Unterstützung durch Kundinnen und Kunden sowie Bundesbeiträge zuteil. Spenden und Legate wiederum leisten einen wichtigen Beitrag, um verbleibende Restkosten zu decken.
Idealerweise würden die Einnahmen alle Ausgaben decken und zusätzlich Raum für Innovation schaffen. Doch in der Realität ist Pro Senectute Kanton St.Gallen mit einem strukturellen Defizit konfrontiert, das durch Spenden und Legate auf Dauer nicht ausgeglichen werden kann.
Ein Grund für die angespannte finanzielle Situation von Pro Senectute ist, dass die Höhe der Bundessubventionen seit Jahren plafoniert ist. Und auch die Gemeinden im Kanton sind nicht ohne weiteres bereit oder in der Lage, in die Bresche zu springen. Der Kanton wiederum hat keine gesetzliche Grundlage für die Mitfinanzierung unserer Dienstleistungen. Und eine Erhöhung der Kundentarife ist nur in beschränktem Mass möglich, weil Pro Senectute im Bereich der Grundversorgung tätig ist. Deshalb sollen ihre Dienstleistungen für alle zugänglich sein. Berücksichtigen muss Pro Senectute aber auch, dass sie ihre Leistungen möglichst effizient und kostengünstig erbringen muss.
Pro Senectute bietet sich als verlässliche Partnerin für Private und Gemeinden oder Regionen an. Um dieser Rolle gerecht zu werden, sind zweifellos auch wir selbst verpflichtet, unsere eigenen Strukturen und Prozesse immer wieder kritisch zu hinterfragen. Wir stellen uns dieser Verpflichtung und nehmen uns die Zeit, die notwendigen Anpassungen anzupacken. Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, Einnahmen und Ausgaben dauerhaft in ein gutes Verhältnis zu bringen. Und weil Pro Senectute als die Organisation für das Alter über viel Wissen und Erfahrung verfügt, kann sie gleichzeitig dem wachsenden Bedarf gerecht werden, den wir als Gesellschaft bewältigen müssen.
Pro Senectute will weiterhin durch ihre Arbeit überzeugen. Sie will sich des geschenkten Vertrauens würdig erweisen und möchte dadurch den Menschen im Kanton weiterhin ein bekannter Begriff sein.
Christoph Hostettler
Vorsitzender der Geschäftsleitung
Betriebsertrag | 31.12.2024 | 31.12.2023 |
---|---|---|
Dienstleistungsertrag | 11'765'660 | 11'397'204 |
Beiträge öffentliche Hand | 10'760'224 | 9'488'321 |
Spenden, Legate, Sammlungen | 1'327'666 | 1'148'943 |
Total Betriebsertrag | 23'853'550 | 22'730'880 |